2018 im Kontext des 6. Kondratjeffschen Zyklus – ein Ausblick

Sie kennen das Szenario: Ihr Unternehmen läuft auf Hochtouren. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, die Mitarbeiter arbeiten nach ausgeklügeltem Plan mit über 100 Prozent Auslastung. Sie suchen dringend Verstärkung für Ihre Belegschaft. Die Personalabteilung wird angewiesen, neue Mitarbeiter zu rekrutieren.

Und dann das böse Erwachen: Auf Ihre Stellenanzeige in den Onlineportalen oder anderen Medien reagieren nur wenige Bewerber/Innen und vor zu allem wenige Qualifizierte.
Wenn die Konjunktur läuft, wird der gesunde und motivierte Mitarbeiter zum entscheidenden
Wettbewerbsfaktor! Wir haben Vollbeschäftigung.
Trotz der Digitalisierung der Arbeitswelt und einer in manchen Bereichen kompletten Übernahme von Tätigkeiten durch Roboter oder Computer ist der Mensch – entgegen vieler Prognosen – der entscheidende Produktivfaktor geblieben.

Matthias Horx schreibt in seinem Buch „Das Megatrend-Prinzip: Wie die Welt von morgen entsteht“ (2011, Social Science), „dass die Humanressourcen, sprich das Wissen in den Köpfen der Arbeitskräfte und die Fähigkeit kreativ zu kooperieren, die große Produktivitätsreserve der Zukunft darstellen“.
Dann müsste man doch meinen, dass Politik und Unternehmen alles daran setzen, diese wettbewerbsentscheidende Produktivitätsreserve, also die Mitarbeiter, auch entsprechend zu umsorgen, um deren Gesundheitszustand zu erhalten.

Doch in den meisten Unternehmen wird das Thema Gesundheit noch durch wenige simple Maßnahmen abgedeckt wie z. B. Kooperationen mit Fitnessstudios, jährliche Gesundheitschecks oder auch Beratung im Ergonomiebereich.
Aber schon bei kleinen Beispielen zeigt sich, dass der Aspekt „Mitarbeitergesundheit“ nicht immer stringent gelebt wird. Kürzlich hat mir beispielsweise ein mittlerer Manager eines global agierenden Unternehmens erzählt, der Masse der Mitarbeiter, die täglich in seinem Unternehmen am Schreibtisch sitze, stehe weder verstellbare Stühle noch Schreibtische zur Verfügung. Die obere Führungsmannschaft aber, die bedingt durch verschiedene Standorte nicht täglich an nur einem Arbeitsplatz arbeite, habe teure, hochwertige und ergonomisch einstellbare Stühle und Schreibtische. Verkehrte Welt.

Es wird für alle Unternehmen zunehmend wichtiger, sich mit einem professionellen Gesundheitsmanagement auseinander zu setzen. Die Folgen des demographischen Wandels zwingen die Politik und Wirtschaft sich dieser Thematik intensiver zu widmen, sodass wir vor allem in Deutschland den Anschluss nicht verlieren.
Laut Neo Nefiodow (Der sechste Kondratieff, 2001, https://www.kondratieff.net/der-sechste-kondratieff) werden in Zukunft die Gesundheitsausgaben den größten Beitrag zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung leisten. In ihrer Prognose vom 8. Dezember 2015 für die Periode 2014 – 2024 kommt das US-Bureau of Labor Statistics zu dem Ergebnis, dass die Gesundheitswirtschaft im Jahr 2024 der größte Arbeitgeber der USA sein wird. ”Healthcare occupations and industries are expected to have the fastest employment growth and to add the most jobs between 2014 and 2024.“

In Deutschland liegen die Ausgaben für den Gesundheitsbereich 2015 insgesamt bei 344 Mrd. €. Davon entfielen nur 14,5 Mrd. € auf die Investitionen seitens der Arbeitgeber. Die Bruttowertschöpfung der deutschen Gesundheitswirtschaft betrug im Jahr 2016 rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dies entspricht in etwa jedem achten Euro. Gleichzeitig ist sie Arbeitgeber für 7 Mio. Menschen in Deutschland (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Öffentlichkeitsarbeit, 11019 Berlin www.bmwi.de)

Im Jahr 2018 werden sich auch in Deutschland mangels Bewerbern zwangsläufig viele Unternehmen ausdrücklicher mit dem Thema Gesundheit beschäftigen müssen. Wir müssen uns der Herausforderung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels stellen und „unsere Kultur der Zusammenarbeit den neuen wirtschaftlichen Anforderungen“ (Erik Händeler; Die Geschichte der Zukunft, Brendow-Verlag, 2015) anpassen.

Dabei gilt es, sich weg vom klassischen betrieblichen Gesundheitsmanagement hin zu einem modernen Konzept der Salutogenese (von lat.: salus = gesund, griech.: Genese = Entstehung) zu bewegen. Salutogenese beschreibt Wege und Möglichkeiten, die dem Menschen helfen sollen, Gesundheit zu entwickeln und zu erhalten. Ein wichtiger Beitrag zur Salutogenese im betrieblichen Kontext wäre die Umsetzung von wertschätzender Führung und ein gesundheitsförderliches soziales Klima.

Für die Zukunft unserer Unternehmen ist es deshalb wichtig, dass Unternehmer und Manager endlich begreifen, dass die Förderung und Aufrechterhaltung der ganzheitlichen Gesundheit (Psyche, Körper und Geist) ihrer Mitarbeiter ein absolut lohnendes Investment darstellen.
Letztlich verursachen Fehlzeiten nicht nur betriebliche Kosten, sondern bedeuten auch einen Verlust an Produktivität.
Es wird demnach eben dieses gesundheitsförderliche Klima in einem Unternehmen sein, das in Zukunft über die dauernde Wettbewerbsfähigkeit entscheiden wird.
Und somit sind wir wieder mitten im 6. Kondtratieffschen Zyklus „Ganzheitliche Gesundheit“.

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